BZ: Die Natur sorgt für Ruhe

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Das Caritashaus in Feldberg bietet erstmals ein Familiencamp für AD(H)S-Kinder an.

Nur einen Steinwurf vom Feldberggipfel entfernt verbrachten acht Familien zwei Urlaubswochen im Naturfreundehaus Feldberg. Vormittags fanden Schulungen statt, nachmittags ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm. Erstmals hat das Caritashaus Feldberg, das als Rehabilitationseinrichtung unter anderem auf Kinder und Jugendliche mit AD(H)S spezialisiert ist, zum Familiencamp für betroffene Kinder und ihre Familien eingeladen. Das Camp fand außerhalb der üblichen Reha-Maßnahme statt und musste selbst bezahlt werden.Acht Familien, insgesamt 23 Personen, darunter acht betroffene Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren, verbrachten an einem der schönsten Flecken des Hochschwarzwaldes 14 erlebnisreiche Tage. Ihnen zur Seite stand ein Team des Caritas-Hauses, allen voran die leitende Psychologin Amrei Pohl. Für viele Eltern mit AD(H)S-Kindern sei es nicht leicht in den Urlaub zu fahren, da ihre Kinder schnell das Hotel durcheinanderwirbeln würden. „In der Natur sind sie gut zu haben, kommen sie zur Ruhe, und das nutzen wir hier“, erklärt Pohl. Aufgrund von Nachfragen in der Reha habe man sich entschlossen, einen Aktiv-Schulungsurlaub anzubieten, in dem sowohl die betroffenen Kinder als auch die Geschwister und Eltern intensiv über die Störungen informiert und geschult werden und eine erholsame Zeit miteinander verleben.

Der normale Alltag mit Kindern, die ADS oder ADHS haben, ist sehr anstrengend, sowohl für die Kinder als auch die Eltern und Geschwisterkinder.

Wer drückt schon freiwillig im Urlaub jeden Vormittag die Schulbank? Eltern wie Kinder machten dies im Naturfreundehaus ohne Murren. Die Eltern, so Pohl, erhielten Informationen über die Krankheit, wie sie ihre Kinder unterstützen können, welche Lernstrategien es gibt. Insbesondere konnten die Eltern auch ihre individuellen Schwierigkeiten vortragen und erhielten Antworten und Lösungsvorschläge. Parallel gingen die Kinder auch in den Unterricht. Sie beschäftigten sich mit dem „wilden Wald“, wurden individuell angeleitet mit ihrer Störung besser umzugehen, erhielten Tipps sich zu konzentrieren, stellten anhand von Baumscheiben Berechnungen an, schrieben Aufsätze über Erlebtes.

Beim Wandern und Beerensammeln werden die Familienbande gestärkt

Nachmittags wurde gewandert, die Wald- und Bergwelt erkundet, Heidelbeeren gesammelt, Kuchen gebacken, Hütten gebaut, aber auch Vertrauensspiele gemacht. Alles mit dem Ziel die Familienbande zu stärken. Eine Erzieherin, eine Psychologiepraktikantin, zwei Lehrer der Klinikschule. Heinz, der Hüttenwirt im Naturfreundehaus, führte die Kinder in die Pflanzenwelt des Feldbergs ein. Schon morgens um fünf Uhr lauschte Hüttenmama Maria zusammen mit den Kindern der erwachenden Vogelwelt. Einen besseren Ort wie das Naturfreundehaus Feldberg hätte dazu nicht gewählt werden können: Abgelegen, kein Verkehr und mitten in der herrlichen Natur. Hier konnten sich die Kinder nach Herzenslust austoben, die Eltern die Landschaft genießen. Vom ersten Urlaubstag an herrschte eine entspannte Atmosphäre, die allen gut tat.

Das Fazit von Amrei Pohl ist positiv: „Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es war eine sehr schöne Zeit.“ Eine Wiederholung schließt sie nicht aus. Durchweg positiv ist auch das Fazit der Eltern und Kinder. Ein Beispiel ist Anja Leyhausen aus Leverkusen: Sie hat zufällig das Angebot entdeckt. Sie habe viel über AD(H)S in der Schulung erfahren und verstehe jetzt vieles besser. „Es ist wirklich zu empfehlen das Camp“, findet sie: „So lange wie hier hat mein Sohn noch nie ohne Nintendo und Fernsehen verbracht. Und er hat keine Entzugserscheinungen gehabt.“

Quelle:
http://www.badische-zeitung.de/feldberg/die-natur-sorgt-fuer-ruhe–48707910.html